Im Büsenbachtal

Blick vom Pferdekopf auf den Büsenbach

Das bezaubernde Büsenbachtal bei Wörme dürfte das einzige Naherholungsgebiet der Lüneburger Heide mit eigenem Bahnanschluss sein. Hier reisen gestresste Großstädter aus Hamburg oder Bremen relativ klimafreundlich mit der Heidebahn an – von Buchholz in der Nordheide sind’s gerade mal drei Stationen. Die Heidefläche zwischen Handeloh und Holm-Seppensen ist nicht besonders groß, aber sehr vielseitig und deshalb einer unserer Lieblings-Spazierorte.

Wir starten am kleinen Besucherparkplatz in der Nähe der Bahnstation und folgen zunächst dem Forstweg „Am Pferdekopf“ in westlicher Richtung bis zur gleichnamigen Anhöhe. Der „Pferdekopf“ ist zwar nur 80 Meter hoch, bietet aber einen tollen Blick übers Büsenbachtal, großzügige Bänke zum Verweilen und einen bei Kindern beliebten Kletterbaum. Ohnehin ist der Ort auch bei Einheimischen beliebt. Die Kleinen nutzen den Pferdekopf im Winter gern zum Rodeln, und viele Hundebesitzer drehen hier ihre Runden – wegen der freilaufenden Heidschnucken und Hütehunde besteht allerdings eine ganzjährige Anleinpflicht.

Da der Pferdekopf auf dem Heidschnuckenweg liegt, kann man von hier wunderbar zum Brunsberg wandern: Der nächste größere Hügel in den Lohbergen liegt etwa vier Kilometer entfernt. Wir wenden uns jedoch nach Süden und passieren bei den 2019 renaturierten „Feenteichen“ – einer früheren Fischteichanlage – den Büsenbach. Früher musste man hier kernig über Findlinge hüpfen, im Sommer 2020 wurde jedoch ein neuer Holzbohlensteg im Rahmen der Heideschleife Büsenbachtal fertiggestellt. Nach einem Schlenker durch die Heide erreichen wir kurz vorm Besucherparkplatz das Café im Schafstall. Im reetgedeckten Fachwerkhaus und seinem idyllischen Kaffeegarten schmeckt der hausgemachte Kuchen besonders gut.

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Grenzlandschaft Sorge

Zaun und Beobachtungsturm im Grenzmuseum.

Die ehemalige innerdeutsche Grenze hautnah erleben – das ist auch im Jahr 2020 noch möglich. In der „Grenzlandschaft“ des Vereins Grenzmuseum Sorge in Sachsen-Anhalt ist ein Teil des früheren „Todesstreifens“ erhalten geblieben, inklusive originaler Grenz- und Signalzäune aus (westdeutschem) Nirosta-Stahl, Beton-Wachturm, Erdbunker, Hundelaufbahn und Gewässersperre.

Wir starten am Besucherparkplatz in der Ebersbachstraße und überqueren das Gleis der Harzquerbahn in Richtung Elend. Nach einem halben Kilometer erreichen wir auch schon den Außenbereich des Grenzmuseums, in dem Schautafeln die Geschichte der früheren Demarkationslinie und ihrer teils mörderischen Sicherungsanlagen veranschaulichen, etwa mit einer Funktionsskizze der Selbstschussanlage „SM-70“. Wir folgen dem Kolonnenweg auf ehemaligem DDR-Gebiet und erreichen nach einem weiteren Kilometer den restaurierten Beobachtungsturm („B-Turm“) sowie einen Abschnitt des Grenzzauns, der hier an der Originalstelle erhalten ist – hinter der „Grenze“ in einem Wäldchen entdeckt man sogar noch einen alten DDR-Grenzstein. Nach einer guten Stunde erreichen wir den „Ring der Erinnerung“. Dabei handelt es sich um ein 70 Meter breites, kreisrundes Naturdenkmal des Landschaftskünstlers Hermann Prigann, das 1993 als Ringwall direkt auf der früheren Grenze errichtet wurde.

Da diese hier im rechten Winkel nach Süden abknickt, folgen wir dem Kolonnenweg ins Tal des Ebersbachs und dann dem Lauf des plätschernden Flüsschens, bis wir wieder das Sperrzauntor des Grenzmuseums erreichen. Auf dem Rückweg sollte man auch noch das kleine Indoor-Museum des Vereins besuchen, das vom Parkplatz rund 500 Meter ortseinwärts im alten Bahnhofsgebäude beheimatet ist. Neben den ausgestellten Exponaten der Grenztruppen vermittelte uns der kurze Vortrag eines Vereinsmitglieds spannende Einblicke in die Zeit, als Sorge noch im militärischen Sperrgebiet lag und junge Militärdienstleistende der Grenzkompanie Sorge 13 Kilometer des Todesstreifens „sichern“ mussten.

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Durchs Bremketal

Die 2004 erbaute Bremke-Brücke

Wenn ein Wanderweg die Geschichte der deutschen Wiedervereinigung erzählen kann, dann ist es wohl diese Route durch das Bremketal zwischen Baunlage (West) und Elend (Ost). Wir starten am schönen Braunlager Kurpark und wenden uns auf dem Ramsenweg nach Osten. Am Kollie-Berg folgen wir einem Wegweiser, der scharf links über den Von-Langen-Rundweg zur Bremkebrücke führt. Die erst 2004 erbaute Holzbrücke überwindet auf wenigen Metern die ehemalige innerdeutsche Grenze, die bis 1990 genau in der Mitte des friedlich plätschernden Bächleins verlief. Auch heute noch wirken die Ufer merkwürdig fern – nur wenige Wege kreuzen das Gewässer.

Auf der anderen Seite, im Bundesland Sachsen-Anhalt, wandern wir nun auf dem Harzer Grenzweg, der sich heute als „Grünes Band“ und nicht mehr als Todesstreifen durch Deutschland zieht. Dennoch finden sich am Wegesrand immer wieder Überreste der früheren Grenzanlagen wie herumliegende Betonpfähle und Stahlteile. Wir folgen den Wegweisern Richtung „Kukkis Erbsensuppe“, einem Ort, der seine ganz eigene Geschichte der Wiedervereinigung erzählt und den wir ironischerweise auf dem früheren Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen erreichen – eine schier endlose Folge von Betonplatten, die sich schnurgerade durch die Landschaft ziehen. Wo der teils absurd steile Militärweg auf die alte Grenzstraße – die heutige B 27 zwischen Elend und Braunlage – trifft, eröffnete der ehemalige Grenztruppen-Offizier kurz nach dem Mauerfall seine erste Suppenküche mithilfe einer Gulaschkanone aus Restbeständen der NVA – und schuf damit eine echte Harz-Institution.

Am Grenzdenkmal

Dort sitzen wir also an schlichten Holzbänken ganz Corona-kompatibel im Freien, verputzen Erbsensuppe mit Würstchen und bestaunen den gewaltigen Andrang der hungrigen Gäste. Unser Rückweg führt über den Harzer Hexenstieg, den ich hier zuletzt vor zwölf Jahren in anderer Richtung absolvierte. Im Jahr 2020 ist der erste deutsch-deutsche Wanderweg hier kaum noch zu erkennen. Wie fast überall im Harz sind große Fichtenbestände dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen – ganze Hänge entwaldet.

Kurz bevor wir erneut die Bremke queren, erreichen wir das Grenzdenkmal an der B27. Ein zerbrochener und mit einem Metallschild zusammengefügter Findling symbolisiert dort das Ende der deutschen Teilung. Noch ein kleines Stück folgen wir der Straße und erreichen dann wieder den Von-Lange-Rundweg, der nach rund zehn Kilometern zum Kurpark in Braunlage führt.

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