Von Döhle nach Wilsede

Das (weitestgehend) autofreie Heidedorf Wilsede dürfte Ziel der meisten Wanderungen und Kutschfahrten in der Lüneburger Heide sein. Kein Wunder, dass die kürzesten Wege – etwa von Undeloh, Nieder- und Oberhaverbeck – oft stark frequentiert sind. Eine angenehme Ausnahme macht die knapp 5 Kilometer lange Strecke von Döhle. Das zu Egestorf gehörende Örtchen wirkt selbst etwas vergessen, liegt es doch abseits aller Durchgangsstraßen im „Nirgendwo“ zwischen der Autobahn A7 und dem Naturschutzgebiet.

Immerhin hat Döhle einen Bahnhof, an dem heutzutage allerdings nur noch Museumszüge halten sowie das idyllisch gelegene Heide-Landgasthaus. Direkt gegenüber, am kostenlosen Wanderparkplatz, wartet eine Linienkutsche auf Touristen, die bequem nach Wilsede möchten. Ich mache mich zu Fuß auf den Weg und quere schon kurz hinterm Ortsausgang die Schmale Aue, einen der hier verlaufenden, romantischen Heidebäche. Die Aue, wie sie am Unterlauf heißt, entspringt ganz in der Nähe bei Volkwardingen und ist hier noch ein kleines, plätscherndes Bächlein. Rund 20 Kilometer weiter wird sie bei Jesteburg in die Seeve und damit irgendwann in die Elbe fließen. Ich folge einer heidetypischen Kopfsteinpflasterstraße und dem Machandel-Erlebnispfad in Richtung Oberhaverbeck. Dabei handelt es sich um 23 Mitmachstationen, die kleinen und großen Kindern die Kulturlandschaft der Heide näherbringen sollen.

Kurz vor Wilsede zweigt nach links die Straße zum Forstamt Sellhorn ab. Hier könnte man einen schönen Bogen durch den Totengrund machen. Doch weil sich dunkle Wolken nähern, folge ich weiter dem Weg nach Wilsede. Direkt hinterm Ortseingang liegt Mein Teegarten, das Ziel meines Ausflugs. Der 5000 Quadratmeter große Bauerngarten wurde erst 2021 für die Öffentlichkeit geöffnet und beherbergt ein romantisches Landhauscafé mit idyllisch versteckten Sitzgruppen, gackernden Hühnern und regional-ökologischem Angebot. Beim freundlichen Begrüßungsschnack drückt mir die Inhaberin erstmal eine Decke in die Hand, mit der ich mir in Ruhe ein lauschiges Plätzchen suche. Den Kaffee gibt es dann sogar mit Hafermilch, dazu selbstgebackenen Mohnkuchen und einen Ort, an dem die Zeit stehengeblieben ist. Herz, was willst Du mehr?

Gestärkt und entspannt geht es zurück nach Döhle. Ich biege hinterm Ortschild jedoch nach links auf den Pastor-Bode-Weg ab, der Richtung Egestorf durch den wohl schönsten Teil der Lüneburger Heide führt. Nach fast 4 Kilometern erreiche ich ein Tor, hinter dem sich wahlweise Angus-Rinder oder auch Dülmener Wildpferde um die Pflege des Heidebachtals kümmern. Wer noch Zeit und Lust hat, sollte die Weide queren und über den Holzbohlenweg den Radenbach kreuzen. Danach geht es in östlicher Richtung über den Schmale-Aue-Steg und den Alten Postweg zurück nach Döhle.

Das mache ich beim nächsten Mal. Diesmal biege ich gleich nach rechts ab und folge dem Professor-Hermann-Moelzig-Wanderweg, der mich nach 1,3 Kilometern wieder zur Aue-Brücke und damit nach Döhle führt.

Bilder und GPS-Daten bei Komoot